Samstag, 30. April 2016

Über die Berge

Wir haben einen Mietwagen gebucht, mit dem wir von Fes zunächst über das Atlasgebirge und dann zu den Sanddünen des Erg Chebbi im Süden möchten.
Pünktlich zur vereinbarten Zeit wird uns das Auto zum Hotel gebracht, es gibt außer ein paar Schrammen nichts daran auszusetzen und wir können schon kurz vor halb neun unsere lange Fahrt beginnen. 435 km liegen vor uns.
Zu dieser frühen Stunde (viele Geschäfte öffnen erst um zehn) ist der Verkehr in Fes noch überschaubar. Die Beschilderung ist in die Hauptrichtungen zweisprachig, wir finden also recht zügig aus der Stadt heraus auf die N8 Richtung Ifrane/Azrou
Wieder mal bin ich hin und weg von den grünen und blühenden Landschaften, die Fes umgeben. Der Anstieg zum Höhenzug des Mittleren Atlas ist sanft, die Straße gut, wir kommen voran. Auf 1660 m dann die große Überraschung: Ifane ist ein Wintersportort europäischen Zuschnitts, sehr modern, sehr gepflegt, viele mondäne Ferienhäuser (auch der König hat hier seinen Palast für den Wintersport). Etwas außerhalb dann die Liftanlagen und die Häuser der Skiclubs. Danach sehen wir wieder nur noch Schafherden und Nomadenzelte.
Durch einen langstrecken Zedernwald fahren wir den Südabhang des Mittleren Atlas zur riesigen Hochebene, die diesen Gebirgszug vom Hohen Atlas trennt. Die Strecke gleicht einer Karawanenstraße, nur dass keine Maultiere oder Dromedare entlangziehen sondern niederländische Wohnwagengespanne und kleine, spanische Motorradkolonnen.
Bevor wir den Hohen Atlas im Nordosten queren (kleiner Pass bei 1900m) legen wir eine Pause ein, an einer Tankstelle im Nirgendwo. Außerhalb der Städte gibt es nicht viel im Herzen Marokkos. Hier sind auch keine Weideflächen mehr, kaum Siedlungen, nur steiniges Land von karger Schönheit, umgeben von hohen Bergen. Und Plastik! Soweit das Auge reicht, ist diese Steinsteppe blau, rot, grün gepunktet von Plastiktüten und -flaschen. Nicht etwa nur entlang der einzigen Straße, sondern vom Wind verteilt über hunderte Quadratkilometer. Es ist ein Grauen, was wir unserem Planeten antun.
Die Straßen über den hohen Atlas von Midelt bis Ar Rachidia sind weiterhin gut befahrbar, wenn auch etwas schmal. Wir fahren in Serpentinen hinunter in das Tal des Ziz mit seinem grünen Band tausender Dattelpalmen, begleitet von hübschen Dörfern, den Ksour: Lehmbauten in alter Berbertradition.
Zwischen den Städten Erfout und Rissani, in der Flussoase des Tafifalet am Nordrand der marokkanischen Sahara haben wir unser Tagesziel erreicht. Wir übernachten in der Kasbah Esnassra. Ein einfaches, aber schönes, kleines Hotel im traditionellen Lehmbaustil. Für diesen Tag gibt es nichts Besseres mehr als eine Erfrischung im Swimmingpool und ein gutes Abendessen unter Sternen.
 

Freitag, 29. April 2016

Medina von Fes

Pünktlich um 9 Uhr morgens holt uns Abdul, der über unseren Reiseveranstalter -erlebe Marokko - gebuchte Fremdenführer zu einer Altstadtbegehung durch Fes ab.
Wir beginnen am schönsten Stadttor zur Medina, dem Bab Bou Jeloud. Es ist außen mit blauen Fliesen verziert, innen mit grünen. Blau steht für die Stadt, die vom Wasser lebt, Grün für den Islam. Die "falschen" Führer, die am Stadttor auf "Opfer" warten halten sich zurück, wenn man die Stadt in Begleitung besucht.
Die Hauptgasse Talaa Kebira erreichen wir mit einem kurzen links-rechts-Schlenker und nun könnte man einfach immer nur bergab gehen und könnte, ohne sich zu verlaufen, auf der anderen Seite wieder aus der verwinkelten Stadt herauskommen - rein theoretisch. Praktischer ist es jedoch, mit Insider-Informationen versorgt, einen Rundgang durch alle Teile der über mehr als ein Jahrtausend gewachsenen Stadt zu erleben.
Mit Abdul dürfen wir nicht nur einen Blick in die Koranschulen werfen, er fotografiert auch für uns im Hof der Karaouine-Moschee (für Nicht-Muslime ist der Eintritt verboten), er zeigt uns die Schulen für die Kleinsten, die hinter holzvergitterten Fenstern mit einer Lehrerin den Koran zitieren, er führt uns zu den schönsten Brunnen und in die ältesten Gassen, die kaum noch schulterbreit sind. Wir dürfen in die öffentlichen Backstuben und er erklärt und zeigt, wie ein Hamamm ( öffentliches orientalisches Bad) befeuert wird. Wir erfahren, warum Minarette in Marokko nicht rund sind, sondern viereckige Türme (weil die Muselmanen/Türken nie in Marokko waren), dass die goldenen Kugeln auf der Spitze einfach nur Blitzableiter sind, dass die wunderbar verzierten Holzerker zu ehemaligen Harems gehörten und warum die Innenhöfe der Paläste so einzigartig gestaltet sind (für die Frauen, die ja früher das Haus kaum verlassen durften).
Natürlich besuchen wir auch die weltberühmte Gerberei und wir brauchen keine Nasenklammern. Die Bottiche zum Gerben und Färben von Leder, sowie die umliegenden Gebäude sind nach Jahrhunderten restauriert worden und warten nun auf die Inaugurationen durch den König. "Der musste gerade nochmal schnell nach Saudi-Arabien, und deshalb ist alles noch ganz sauber und unberührt." Wir sehen stattdessen einen Film über das zum Himmel stinkende Gewerbe und hören, dass zum Gerben unter anderem Taubenmist verwendet wird, den die Bewohner von Fes sammeln und für 200 Dirham/Kilo an die Gerber verkaufen. Die Bewohner von Fes nennen den "Duft" der Gerberei "kaka chanel".
Heute leistet sich auch Piet ein Paar Babuschen bei den Lederhändlern - für die Hälfte dessen, was ich gestern bezahlt habe. Es hat uns nicht arm gemacht, wir sprechen hier von gerade mal 10 Euro!
Zwei Kooperativen, eine Weberei und eine Arganöl- und Gewürzmanufaktur werden noch vorheriger Nachfrage, ob wir das auch wirklich wollen, besucht und wir kaufen ein paar Kleinigkeiten zu fairen Preisen. Die Teppichhändler lassen wir aus, stattdessen  
statten wir den Kupferschmieden auf dem Platz Seffarine noch einen Besuch ab. Es ist der einzige Platz in der Medina, der von einem Baum beschattet wird unter dem die Kupferschmiede ihr Handwerk verrichten. Riesige Kupfertöpfe (für orientalische Hochzeiten gefertigt) und filigran ziselierte Messing- und Zinnkannen, Becher, und, und, und zieren einen ganzen Souk. Bevor wir nach fünfstündigem Spaziergang die Medina durch die Gassen der Speisen verlassen muss ich meine Nase noch in die zwischen Obst und Gemüse duftenden Körbe voll mit frischen Rosenblüten stecken.



Eine interessante Doku zur Medina von Fes
http://trekking-marokko.de/reportage-in-den-gassen-von-fes/

Donnerstag, 28. April 2016

Fes

Fes ist anders. Anders als Marrakech. Der Verkehr ist hektisch, laut, völlig unübersichtlich. Wir lassen uns von einem Petit Taxi vom Bahnhof zum Hotel in der Medina bringen. Das wir alleine selbst mit Stadtplan und Beschreibung nicht gefunden hätten. Dem Taxifahrer geben wir die Adresse und selbst er muss fragen.
Das Dar Albatoul versteckt sich in einem gänzlich unscheinbaren hohen Gebäude. Monsieur erwartet uns bereits, wieder sind wir die einzigen Gäste.
Nach ein paar Stufen eröffnet sich die volle Pracht eines marokkanischen Palasts. Und es ist plötzlich still und kühl. Wir brauchen ein paar Sekunden um uns zu fangen und den Mund vor Staunen wieder zuzukriegen. Stuck, Zellige, geschnitztes Zedernholz, Glaskeramik-Mosaik im berühmten Blau von Fes, Brunnen, Arkaden und Balustraden, hohe Holztore mit Doppelflügeln und Messingbeschlägen, farbige Fenster, geschnitzte und bemalte Decken, Möbel in feinster Tischlerarbeit, Teppiche, Lampen........es ist einfach überwältigend.
Zur Begrüßung bekommen wir wie üblich eine Kanne marokkanischen Tee und ein paar Infos zur ersten Orientierung. Wir wollen erstmal nur eine Kleinigkeit essen als wir uns auf den Weg nach draußen begeben. Auf keinen Fall wollen wir heute noch tief in die Altstadt hinein, denn dafür haben wir für den nächsten Tag eine Führung gebucht.
Aber so müde und verloren wir uns in dieser sehr fremdem Welt fühlen, sind wir leichte Beute für einen Schlepper.
Wir sind zwar vorsichtig, lassen uns aber im Café in ein Gespräch verwickeln, das scheinbar immer gleich beginnt: Sind Sie zum ersten Mal in Marokko? Waren Sie schon einmal in Fes? Und wenn man die falsche Antwort gibt, hat man eigentlich schon verloren.
Also folgen wir einem freundlichen jungen Mann, wissen nach wenigen Gassen bereits, dass wir nicht zurückfinden und ....alles geht gut. Er zeigt uns die berühmte Gerberei. Ich kaufe ein Paar Babuschen mit dem Wissen, dass ich zu viel dafür bezahle, weil ich zu müde zum Handeln bin. Dann führt er uns in ein kleines, verstecktes Restaurant und verspricht, uns nach seinem Gebet in der Moschee wieder abzuholen und zum Hotel zurückzugeleiten. Was er auch gemacht hat!
Das Essen stand im krassen Gegensatz zum Ambiente des Lokals. Hätten wir uns von Äußerlichkeiten abschrecken lassen, hätten wir vermutlich nicht die Finesse der Fassi-Küche an diesem Abend erleben können. 
Zugegeben, dieser Ausflug war nicht ohne Spannung. Aber unter dem Gesichtspunkt, dass es für die sogenannten falschen Führer eben eine Art des Geldverdienens ist, unsichere Touristen durch das Labyrinth der Medina von Fes zu lotsen und dafür von allen Händlern Provision zu bekommen, haben wir alles richtig gemacht.




Über Land

Wir verlassen Marrakech Richtung Casablanca mit Ziel Fes. Zunächst sehen wir
Schaf und Ziegenherden in einer zart grün überhauchten, steinigen Hügelllandschaft, 
vereinzelte Orangen-, Aprikosen-und Olivenhaine im Umkreis von Flussläufen.
Selten kleinste Ansiedlungen mit flachen rotbraunen Lehmbauten, die sich ganz unscheinbar zwischen die Hügel schmiegen. Keine Straßen, Maultiere scheinen als Fortbewgungsmittel noch in der Überzahl zu sein.
Dann wird es gelb, flach, karg, hin und wieder Oasen mit Hecken aus Feigenkakteen, Haltestellen im Nirgendwo. Der weite Blick über die Steppe bleibt allenfalls an Stromtrassen und Mobilfunkmasten hängen.
Je weiter westlich wir kommen um so freundlicher wird die Landschaft. Sogar Kühe scheinen hier genügend zu fressen zu finden. Die Obst- und Olivenplantagen haben einen blau-gelben Frühlingsflor, Klatschmohn gesäumte, noch grüne Weizenfelder wechseln sich mit Artischockenfeldern ab. Auch die Besiedlung wird wieder farbiger. Die Provinzhauptstadt Settat ist das Agrarzentrum des Landes.
Mit Casablanca ( hier sind die Häuser wirklich überwiegend weiß) erreichen wir das Meer. Von hier bis Rabat lohnt der Blick aus den Fenstern nicht mehr so richtig. Uns begleiten die vielbefahrene Autobahn, Industrieanlagen, Slums und wilde Müllkippen.
Dann bewegen uns wir wieder Richtung Osten und tauchen allmählich ein in eine liebliche Landschaft, die sich zwischen den Bergen des Rif und des Mittleren Atlas als fruchtbare Senke erstreckt. Sanfte grüne Hügel, teilweise noch in Frühlingsblüte, Gemüsefelder, weitgestreckte Weinberge, Mandel-, Aprikosen- und Orangen- und immer wieder Olivenbäume. Und Störche!
Niemals hätte ich Marokko mit solcher Fruchtbarkeit und Üppigkeit erwartet.

Mit dem Zug von Marrakech nach Fes

Nun sitzen wir also im Zug nach Fes, 1.Klasse! Die Ticketübergabe gestern Abend hatte gerade als wir uns zum Essen aufmachen wollten geklappt. 
Nach dem Frühstück auf unserer Dachterrasse schnappten wir uns ein Petit Taxi, nicht ohne zuvor mit dem Fahrer noch über den Fahrpreis zu feilschen. Beim ersten Taxi war der Fahrer stur, beim zweiten wir. Soll heißen: wir bieten 30 Dirham für die Fahrt, er möchte 50, wir zahlen am Ende 40. Glücklich, dass auf dieser halsbrecherischen Fahrt keiner der Fahrrad-, Moped- oder Lasten-Dreirad-Fahrer, zu Schaden gekommen ist.
Der Bahnhof von Marrakesh ist modern, sauber, gut bewacht und überschaubar. Ein Kopfbahnhof mit vier Gleisen. Unser Zug stand schon bereit. 
Wir werden knapp acht Stunden über Land unterwegs sein. Die Bahntrasse führt über Casablanca, Rabat, Meknes nach Fes. Die erste Klasse ist bequem, klimatisiert, es gibt nur reservierte Plätze, kein Abteil ist überfüllt - es erwartet uns eine angenehme Reise.




Medina von Marrakech

Wir hatten eine Nacht, um die vielen Sinneseindrücke des ersten Tages ein wenig sacken zu lassen. Vorweg, meine Erwartung, orientalischen Alltag zu erleben, wurde voll erfüllt. Abseits der Souvenirgassen, dort wo gelebt, gearbeitet und Dinge des täglichen Lebsns verkauft werden, da ziehen noch Esel und Maultierkarren durch, da findet man Geschäfte, die nicht größer sind als ein Schrank, da kann man sich verlaufen. 
Aber Marrakech ist ein Schmelztiegel aus Modernität und Tradition und Mopeds sind beliebter als Fahrräder oder gar Vierbeiner. Während ich nur Augen für die wunderschönen Haustüren habe,  von denen keine der nächsten gleicht mit ihren Schnitzereien, Messingverzierungen und Mosaikeinfassungen, muss Piet mich manchmal "retten", damit ich nicht unter die Räder komme. Manche Gasse ist gerade mal einen Meter breit, den sich alle teilen müssen.
Zur Erholung nach unserem ersten Spaziergang setzen wir uns auf die Dachterrasse eines der Cafés am Grande Place, so nennt man den Platz der Gehenkten hier üblicherweise, trinken mehrere Kannen marokkanischen Tee - sehr heiß, sehr süß, sehr lecker - und beobachten aus dem Schatten, das bunte Treiben unter uns.
Ein paar Gedanken hatte ich mir vor der Reise zu meiner Bekleidung gemacht. Für Marrakech ist das sicher nicht notwendig. Hier geht fast alles für Frauen, vom leichten Sommerkleid bis zur Vollverschleierung. Für marokkanische Frauen scheint jedoch das Kopftuch obligatorisch, auch wenn sie sehr westlich gekleidet sind. Die schwarze Vollverschleierung ist eher selten zu sehen, doch viele Frauen tragen bodenlange Djellabas. Meine Beobachtung, je verhüllter umso hemmungsloser sind sie, was Farben, Stoffe, Muster und deren Zusammenstellung anbelangt. Und die Männer tragen genauso selbstverständlich Hosen und Hemden wie Kaftans und Ddjellabas.

Djemâa el-Fna

Der große Platz am Nachmittag. Es ist nicht viel los, die Sonne brennt, Geschäfte machen jetzt nur die Saftverkäufer, die mit ihren Wägen schon seit dem frühen Morgen hier stehen und aus den Fruchtbergen köstlich frischen Saft pressen, für 4 Dirham pro Glas. Nach und nach richten sich auch die kleinen Verkäufer und Dienstleister ihre Stände ein: Schuhputzer, Gewürzverkäufer, Wahrsager und Aus-der-Hand-Leser, Frauen, die Henna-Tattoos malen, und leider auch Schausteller, die mit verkleideten Berberaffen mit den Touristen Geschäfte machen wollen. Ab und zu klappert eine der auf Hochglanz polierten Pferdekutschen vorüber und beständig hören wir das Trommeln und Flöten der Schlangenbeschwörer. Dann tauchen die ersten Artisten mit ihren akrobatischen Vorführungen auf: Breakdance zu Trommeln und Schellen in farbenfrohen Kaftanen, menschliche Pyramiden und Salto mortale.
Wir sitzen auf der Dachterrasse eines Cafés, trinken mehrere Kannen marokkanischen Tee und schauen dem Treiben zu.
Die Szenerie von oben zu betrachten hat mehrere Vorteile: wir werden nicht für jede Darbietung zur Kasse gebeten und können ungestört beobachten und fotografieren.

Nach einer kleinen Auszeit auf der schönen Dachterrasse unseres Riads stürzen wir uns in das abendliche Getümmel auf dem großen Platz. Inzwischen haben an die hundert! mobile Garküchen aufgebaut. Das Angebot an frischem Fisch, Fleisch, Gemüse und süßen Delikatessen ist einzigartig, die Düfte lassen die Augen größer werden als den Bauch und nachdem wir etliche vehemente Einladungen doch dies und jenes zu probieren und Platz zu nehmen, abgelehnt haben, sind wir irgendwann nicht mehr in der Lage den kulinarischen Versuchungen zu widerstehen. 
Laut Reiseführer und unserem Vermieter sind die hygienischen Bedingungen in den Garküchen auf dem Djamâa el-Fna wohl besser als in so manch einem Restaurant.
Man sitzt auf langen Bänken rund um die Küche, stellt sich aus den frischen Zutaten ein kleines Menü zusammen und sieht zu wie das Gericht zubereitet wird. Wir haben uns für eine gemischte Fischplatte mit gegrilltem und gebackenem Gemüse entschieden. Dazu werden zwei pikante Soßen gereicht und wir werden für 240 Dirham mehr als satt. (Wahrscheinlich haben wir zuviel bezahlt, da haben wir noch was zu lernen).
Bevor dieser erste, lange Tag zu Ende geht, streifen wir noch eine Weile zwischen den Musikern umher, die, genau wie die Märchenerzähler, jeweils einen großen Kreis von einheimischen Zuhörern ( die Halka) um sich versammelt haben. Überhaupt, besteht das Gros der Leute, die den Platz in den Abendstunden bevölkern, nicht aus Touristen, sondern Marokkanern jeden Alters. Die Vergnügungen auf dem Djamâa el-Fna sind ein Jahrhundertealter Bestandteil des öffentlichen Lebens in Marrakesh und wurde 2001 von der UNESCO  2001 in die Liste der " Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit" aufgenommen.

Dienstag, 26. April 2016

Marrakech

Der Flug nach Marrakech eröffnet uns erste Eindrücke: küstennah kultiviertes Grün, oft kreisrund, dann rotbraune Karglandschaften, im Hintergrund bereits der Hohe Atlas mit letzten Schneeresten erkennbar, und wieder grün im Anflug der Stadt.
In meiner Erwartung standen Palmen und Minarette als Erkennungszeichen, in der Realität war ich von tausenden von Sat-Antennen geblendet. Lauter kleine, weiße Schüsseln bestimmen das Bild der Stadt von oben.
Es ist eine kurze Fahrt vom Fluhafen in die Altstadt, wenige Autos, viele Mopeds. Jeder fährt, wie es passt. Kurz nach dem Passieren der alten Stadtmauer, die die Medina von der Cité Nouvelle trennt, geht es nur noch zu Fuß im Gassengewirr weiter. Ein Träger bietet sich sofort für das Gepäck an, was nicht nötig wäre, doch so verdient man hier eben sein Geld. Also lassen wir unseren Koffer für 30 Dirham (ca. 3 Euro) zu unserem Riad bringen. Wir folgen Hans, unserem deutschen Vermieter, zunächst durch unsägliche Touristengassen, dann über den zentralen Platz Djamâa-el-Fna und .....ein, zwei, drei, viermal um die Ecken sind wir da - hoffentlich finden wir das auch alleine wieder!
Wir werden von Lalla mit thé marrocaine begrüßt, bekommen ein paar wichtige Tipps für den Stadtrundgang und haben danach das ganze Haus zur alleinigen Verfügung.
Ein kleines typisches Altstadthaus mit kühlem Innenhof, kleinen, sehr orientalisch anmutenden Zimmern und einer sonnengeschützten Dachterrasse. Einfach, aber sehr liebevoll ausgestattet, das Riad Johenna.
Nach einem Bummel durch die Souks sitzen wir nun zum Sonnenuntergang hier oben und lauschen den Rufen der Muezzin. Laut sind sie, ein bisschen an Wolfsgeheul erinnernd. Mit den Rufen zum Gebet verstummen auch die Trommelklänge der Musiker vom Djamâa-el-Fna, das Motorrad Gebrumm in den engen Gassen und die lebhafte Geräuschkulisse aus den Nachbarhäusern.

Wir könnten jetzt sehr entspannt zum Abendessen gehen, wenn wir nicht auf einen Kurier mit unseren Zugtickets für morgen früh nach Fès warten müssten.

Donnerstag, 21. April 2016

Marokko - Oase der Sinne

Zur Einstimmung auf die Reise gab es erstmal einen Bildband mit Reisegutschein als Geburtstagsgeschenk - sehr empfehlenswert!

Marokko - Oase der Sinne im Nordwesten Afrikas, von Kay Maeritz und Daniela Schetar-Köthe

Beim Lesen, Bilder schauen und Karten studieren reifte eine Vorstellung, wohin die Reise führen sollte. Nun galt es einen Reiseanbieter zu finden, der diese Wünsche einer individuellen Entdeckungstour gut begleiten kann und wir fanden "Erlebe Fernreisen"

http://www.erlebe-fernreisen.de

Die  Marokko-Reisespezialistin dieses Portals arbeitete nach unseren Wünschen eine 10-tägige Reise aus, die keine Wünsche offen ließ. Wir werden Marokko mit der Bahn bereisen, mit einem Mietwagen, mit Dromedaren und natürlich zu Fuß. Wir wollen das meiste auf eigene Faust entdecken und lassen uns führen, wo es unübersichtlich wird. Wir werden in Riads wohnen, in kleinen Kasbah-Hotels oder in einem Berberzelt übernachten. Wir wollen die orientalische Küche vom Einkauf bis zum Genuss der Speisen selbst erleben. 

Wenige Tage für viele Eindrücke. Wir vertrauen auf den Reiseveranstalter, der uns die organisatorischen Hindernisse im Vorwege aus dem Weg geräumt hat, so dass wir hoffentlich nur reisen werden.



Dienstag, 19. April 2016

Reise in den Orient

Reise in den Orient. Solange es den Orient noch gibt. Das war der Gedanke, der Wunsch. Jetzt ist es soweit.
Erstes Ziel: Marrakesch -  für mich schon immer der Inbegriff von 1001 Nacht.
Bislang sehe ich nur Bilder vor mir: die Souks mit ihren Teppich- und Gewürzhändlern, Kupferschmieden, Holzschnitzern, Wollfärbern und tausend anderen märchenhaften  Läden und Handwerkern. Dazu die Gaukler, Schlangenbeschwörer, Märchenerzähler, Tänzer, Quacksalber und Wasserträger auf dem Platz der Gehenkten, dem Djamâa-el-Fna.
Alte Karawanenserails, Brunnen, Hammams, Moscheen - uns erwartet eine beinahe tausend Jahre alte Stadt mit einer Medina, in der sich heute noch orientalisches Alltagsleben ohne Autoverkehr abspielt.
Ob sich mein Märchentraum mit der Wirklichkeit deckt - Inschallah!

Und danach Fès. Die Königsstadt mit der unübersichtlichsten Altstadt der Welt. Über 13.000 Häuser, 143 Moscheen und knapp 500 Paläste sind ein architektonisches Erbe aus 1200 Jahren Stadtgeschichte, das die UNESCO unter Schutz gestellt hat. Sich alleine durch das Gewirr von Gassen zu wagen, soll fast unmöglich sein. Wir werden sehen!

Der hohe Atlas. Eine Welt aus Steinen wollen wir überwinden, gleich den alten Karawanen - ganz zeitgemäß mit einem Auto!
In den Datteltälern südlich des Atlas werden wir die Kultur der Berber und ihre festungsähnlichen Kasbahs kennenlernen.
Und wandern wollen wir natürlich auch: durch die Dadès-Schlucht.

Mein Höhepunkt: eine Nacht in der Wüste. Mit Kamelen durch die Dünenmeere der goldgelben Sandwüste im Erg Chebbi dem Sonnenuntergang entgegen.