Pünktlich zur vereinbarten Zeit wird uns das Auto zum Hotel gebracht, es gibt außer ein paar Schrammen nichts daran auszusetzen und wir können schon kurz vor halb neun unsere lange Fahrt beginnen. 435 km liegen vor uns.
Zu dieser frühen Stunde (viele Geschäfte öffnen erst um zehn) ist der Verkehr in Fes noch überschaubar. Die Beschilderung ist in die Hauptrichtungen zweisprachig, wir finden also recht zügig aus der Stadt heraus auf die N8 Richtung Ifrane/Azrou
Wieder mal bin ich hin und weg von den grünen und blühenden Landschaften, die Fes umgeben. Der Anstieg zum Höhenzug des Mittleren Atlas ist sanft, die Straße gut, wir kommen voran. Auf 1660 m dann die große Überraschung: Ifane ist ein Wintersportort europäischen Zuschnitts, sehr modern, sehr gepflegt, viele mondäne Ferienhäuser (auch der König hat hier seinen Palast für den Wintersport). Etwas außerhalb dann die Liftanlagen und die Häuser der Skiclubs. Danach sehen wir wieder nur noch Schafherden und Nomadenzelte.
Durch einen langstrecken Zedernwald fahren wir den Südabhang des Mittleren Atlas zur riesigen Hochebene, die diesen Gebirgszug vom Hohen Atlas trennt. Die Strecke gleicht einer Karawanenstraße, nur dass keine Maultiere oder Dromedare entlangziehen sondern niederländische Wohnwagengespanne und kleine, spanische Motorradkolonnen.
Bevor wir den Hohen Atlas im Nordosten queren (kleiner Pass bei 1900m) legen wir eine Pause ein, an einer Tankstelle im Nirgendwo. Außerhalb der Städte gibt es nicht viel im Herzen Marokkos. Hier sind auch keine Weideflächen mehr, kaum Siedlungen, nur steiniges Land von karger Schönheit, umgeben von hohen Bergen. Und Plastik! Soweit das Auge reicht, ist diese Steinsteppe blau, rot, grün gepunktet von Plastiktüten und -flaschen. Nicht etwa nur entlang der einzigen Straße, sondern vom Wind verteilt über hunderte Quadratkilometer. Es ist ein Grauen, was wir unserem Planeten antun.
Die Straßen über den hohen Atlas von Midelt bis Ar Rachidia sind weiterhin gut befahrbar, wenn auch etwas schmal. Wir fahren in Serpentinen hinunter in das Tal des Ziz mit seinem grünen Band tausender Dattelpalmen, begleitet von hübschen Dörfern, den Ksour: Lehmbauten in alter Berbertradition.
Zwischen den Städten Erfout und Rissani, in der Flussoase des Tafifalet am Nordrand der marokkanischen Sahara haben wir unser Tagesziel erreicht. Wir übernachten in der Kasbah Esnassra. Ein einfaches, aber schönes, kleines Hotel im traditionellen Lehmbaustil. Für diesen Tag gibt es nichts Besseres mehr als eine Erfrischung im Swimmingpool und ein gutes Abendessen unter Sternen.