Donnerstag, 28. April 2016

Fes

Fes ist anders. Anders als Marrakech. Der Verkehr ist hektisch, laut, völlig unübersichtlich. Wir lassen uns von einem Petit Taxi vom Bahnhof zum Hotel in der Medina bringen. Das wir alleine selbst mit Stadtplan und Beschreibung nicht gefunden hätten. Dem Taxifahrer geben wir die Adresse und selbst er muss fragen.
Das Dar Albatoul versteckt sich in einem gänzlich unscheinbaren hohen Gebäude. Monsieur erwartet uns bereits, wieder sind wir die einzigen Gäste.
Nach ein paar Stufen eröffnet sich die volle Pracht eines marokkanischen Palasts. Und es ist plötzlich still und kühl. Wir brauchen ein paar Sekunden um uns zu fangen und den Mund vor Staunen wieder zuzukriegen. Stuck, Zellige, geschnitztes Zedernholz, Glaskeramik-Mosaik im berühmten Blau von Fes, Brunnen, Arkaden und Balustraden, hohe Holztore mit Doppelflügeln und Messingbeschlägen, farbige Fenster, geschnitzte und bemalte Decken, Möbel in feinster Tischlerarbeit, Teppiche, Lampen........es ist einfach überwältigend.
Zur Begrüßung bekommen wir wie üblich eine Kanne marokkanischen Tee und ein paar Infos zur ersten Orientierung. Wir wollen erstmal nur eine Kleinigkeit essen als wir uns auf den Weg nach draußen begeben. Auf keinen Fall wollen wir heute noch tief in die Altstadt hinein, denn dafür haben wir für den nächsten Tag eine Führung gebucht.
Aber so müde und verloren wir uns in dieser sehr fremdem Welt fühlen, sind wir leichte Beute für einen Schlepper.
Wir sind zwar vorsichtig, lassen uns aber im Café in ein Gespräch verwickeln, das scheinbar immer gleich beginnt: Sind Sie zum ersten Mal in Marokko? Waren Sie schon einmal in Fes? Und wenn man die falsche Antwort gibt, hat man eigentlich schon verloren.
Also folgen wir einem freundlichen jungen Mann, wissen nach wenigen Gassen bereits, dass wir nicht zurückfinden und ....alles geht gut. Er zeigt uns die berühmte Gerberei. Ich kaufe ein Paar Babuschen mit dem Wissen, dass ich zu viel dafür bezahle, weil ich zu müde zum Handeln bin. Dann führt er uns in ein kleines, verstecktes Restaurant und verspricht, uns nach seinem Gebet in der Moschee wieder abzuholen und zum Hotel zurückzugeleiten. Was er auch gemacht hat!
Das Essen stand im krassen Gegensatz zum Ambiente des Lokals. Hätten wir uns von Äußerlichkeiten abschrecken lassen, hätten wir vermutlich nicht die Finesse der Fassi-Küche an diesem Abend erleben können. 
Zugegeben, dieser Ausflug war nicht ohne Spannung. Aber unter dem Gesichtspunkt, dass es für die sogenannten falschen Führer eben eine Art des Geldverdienens ist, unsichere Touristen durch das Labyrinth der Medina von Fes zu lotsen und dafür von allen Händlern Provision zu bekommen, haben wir alles richtig gemacht.




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