Wir beginnen am schönsten Stadttor zur Medina, dem Bab Bou Jeloud. Es ist außen mit blauen Fliesen verziert, innen mit grünen. Blau steht für die Stadt, die vom Wasser lebt, Grün für den Islam. Die "falschen" Führer, die am Stadttor auf "Opfer" warten halten sich zurück, wenn man die Stadt in Begleitung besucht.
Die Hauptgasse Talaa Kebira erreichen wir mit einem kurzen links-rechts-Schlenker und nun könnte man einfach immer nur bergab gehen und könnte, ohne sich zu verlaufen, auf der anderen Seite wieder aus der verwinkelten Stadt herauskommen - rein theoretisch. Praktischer ist es jedoch, mit Insider-Informationen versorgt, einen Rundgang durch alle Teile der über mehr als ein Jahrtausend gewachsenen Stadt zu erleben.
Mit Abdul dürfen wir nicht nur einen Blick in die Koranschulen werfen, er fotografiert auch für uns im Hof der Karaouine-Moschee (für Nicht-Muslime ist der Eintritt verboten), er zeigt uns die Schulen für die Kleinsten, die hinter holzvergitterten Fenstern mit einer Lehrerin den Koran zitieren, er führt uns zu den schönsten Brunnen und in die ältesten Gassen, die kaum noch schulterbreit sind. Wir dürfen in die öffentlichen Backstuben und er erklärt und zeigt, wie ein Hamamm ( öffentliches orientalisches Bad) befeuert wird. Wir erfahren, warum Minarette in Marokko nicht rund sind, sondern viereckige Türme (weil die Muselmanen/Türken nie in Marokko waren), dass die goldenen Kugeln auf der Spitze einfach nur Blitzableiter sind, dass die wunderbar verzierten Holzerker zu ehemaligen Harems gehörten und warum die Innenhöfe der Paläste so einzigartig gestaltet sind (für die Frauen, die ja früher das Haus kaum verlassen durften).
Natürlich besuchen wir auch die weltberühmte Gerberei und wir brauchen keine Nasenklammern. Die Bottiche zum Gerben und Färben von Leder, sowie die umliegenden Gebäude sind nach Jahrhunderten restauriert worden und warten nun auf die Inaugurationen durch den König. "Der musste gerade nochmal schnell nach Saudi-Arabien, und deshalb ist alles noch ganz sauber und unberührt." Wir sehen stattdessen einen Film über das zum Himmel stinkende Gewerbe und hören, dass zum Gerben unter anderem Taubenmist verwendet wird, den die Bewohner von Fes sammeln und für 200 Dirham/Kilo an die Gerber verkaufen. Die Bewohner von Fes nennen den "Duft" der Gerberei "kaka chanel".
Heute leistet sich auch Piet ein Paar Babuschen bei den Lederhändlern - für die Hälfte dessen, was ich gestern bezahlt habe. Es hat uns nicht arm gemacht, wir sprechen hier von gerade mal 10 Euro!
Zwei Kooperativen, eine Weberei und eine Arganöl- und Gewürzmanufaktur werden noch vorheriger Nachfrage, ob wir das auch wirklich wollen, besucht und wir kaufen ein paar Kleinigkeiten zu fairen Preisen. Die Teppichhändler lassen wir aus, stattdessen
statten wir den Kupferschmieden auf dem Platz Seffarine noch einen Besuch ab. Es ist der einzige Platz in der Medina, der von einem Baum beschattet wird unter dem die Kupferschmiede ihr Handwerk verrichten. Riesige Kupfertöpfe (für orientalische Hochzeiten gefertigt) und filigran ziselierte Messing- und Zinnkannen, Becher, und, und, und zieren einen ganzen Souk. Bevor wir nach fünfstündigem Spaziergang die Medina durch die Gassen der Speisen verlassen muss ich meine Nase noch in die zwischen Obst und Gemüse duftenden Körbe voll mit frischen Rosenblüten stecken.
Eine interessante Doku zur Medina von Fes
http://trekking-marokko.de/reportage-in-den-gassen-von-fes/
Eine interessante Doku zur Medina von Fes
http://trekking-marokko.de/reportage-in-den-gassen-von-fes/
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